Laos: Nachhaltigere Waldbewirtschaftung und eine Ausweitung der Waldfläche stehen im Fokus der nationalen Klimaziele. Erste positive Entwicklungen sind zu verzeichnen, doch Entwaldung bleibt ein Problem. Das verstärkt die Auswirkungen vermehrt auftretender Extremwetterereignisse.
Laos verzeichnet mit 58 Prozent (2015) zwar noch immer eine der höchsten Waldbedeckungen auf dem südostasiatischen Festland (Ministry of Agriculture and Forestry, MAF 2018). Diese ist jedoch in den letzten Jahrzehnten von etwa 70 Prozent dramatisch zurück gegangen. Zudem ist sind die Waldflächen stark fragmentiert.
Der Rückgang und die Degradierung der Naturwälder führen zu erhöhten Treibhausgasemissionen. Laos hat sich aufgrund von Landnutzungsänderungen von einer netto Kohlenstoffsenke hin zu einem Emittenten von Treibhausgasen entwickelt. Der Anteil von Laos ist mit weniger als 0,1 Prozent an den weltweiten Emissionen jedoch sehr gering.
Die jährlichen Emissionen lagen nach Schätzungen des World Resources Institute im Jahr 2016 bei 47 Million Tonnen Kohlendioxid. Davon entfallen 55 Prozent auf Landnutzungsänderungen und Waldbewirtschaftung sowie 21 Prozent auf die Landwirtschaft.
Extremwetterereignisse bedrohen Lebensgrundlagen
Die Bevölkerung trägt nicht wesentlich zum Klimawandel bei, ist aber unverhältnismäßig stark betroffen. Die Folgen des anthropogen verursachten Klimawandels sind schon heute in Laos deutlich zu spüren. Etwa drei Viertel der nationalen Katastrophen innerhalb der letzten 50 Jahre hatten einen klaren Bezug zu Wetter und Klima: Überschwemmungen mit 50 Prozent, Stürme mit 14 Prozent und Dürren mit 14 Prozent.
Vor 1992 kamen Naturkatastrophen ungefähr einmal alle zwei Jahre vor, seit 1992 ein- bis zweimal pro Jahr. Das Land gilt als hochgradig anfällig für Überschwemmungen durch Flüsse, städtische Überschwemmungen, Erdrutsche, Zyklone und Waldbrände. Zudem hat es ein mittelgroßes Risiko für extreme Hitze. Laos ist mit einem erheblichen Klimarisiko konfrontiert, laut Klima-Risiko-Index (KRI 2020) von Germanwatch liegt Laos auf Rang 22 von 181. Es gehört zu den Ländern, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind.
Ernteausfälle führen zu geringeren Einkommen
Bisher hat die laotische Regierung, bedingt durch geringe Kapazitäten, jedoch wenig unternommen, um das Land und die Bevölkerung auf die kommenden Auswirkungen des Klimawandels einzustellen. Arme und marginalisierte Gruppen sind unverhältnismäßig stark mit Klimarisiken konfrontiert, da sie Temperaturanstieg und Niederschlägen stärker ausgesetzt sind und aufgrund ihrer Abhängigkeit von der unmittelbaren Umwelt eine geringere Anpassungsfähigkeit besitzen.
Von den Reisfeldern an den Flüssen bis hin zum Kalksteinkarst sind die Subsistenzlandwirt*innen – etwa 80 Prozent der ländlichen Bevölkerung – darauf angewiesen, die richtige Menge an Regen zur richtigen Zeit zu erhalten. Doch in den letzten Jahren haben Veränderungen des globalen Klimas zu langen Trockenzeiten und dann zu kurzen, intensiven Regenzeiten geführt, die die Anbauflächen überschwemmen.
Die Überschwemmungen zerstören jährlich etwa 60.000 Hektar Reisfelder in Laos, und diese Zahl wird noch steigen. Gleichzeitig können Nassreisfelder nicht bestellt werden, da nicht ausreichend Niederschlag fällt und künstliche Bewässerungssysteme kaum verbreitet sind. Dies führt zu Ernteausfällen, was sich wiederum auf die Nahrungsmittelproduktion und Versorgung auswirkt. Die Zunahme von Dürren und hohen Temperaturen wird voraussichtlich zu Wasserknappheit in Trockenzeiten führen.
Steigende Temperaturen werden das Auftreten und die Reichweite von Schädlingen erhöhen, was wiederum zu Ernteausfällen führt. Etwa 40 Prozent der üblichen Reismenge wurde 2019 aufgrund des fehlenden Regens nicht angepflanzt. Dies wirkt sich dramatisch auf die Einkommen der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern aus, die in der Mehrheit auf die Reisproduktion angewiesen sind.
Durch die klimawandelbedingten Veränderungen sieht sich die laotische Regierung gefordert, entsprechende Maßnahmen zur Eindämmung der Folgen des Klimawandels zu entwickeln und umzusetzen. Als Least Developed Country (LDC) stehen dafür nur unzureichende Haushaltsmittel zur Verfügung und Laos ist in großem Maße auf Unterstützung durch bi- und multilaterale Geber angewiesen.
Laos‘ Beitrag, um den Klimawandel einzudämmen
Die im Vorfeld der Pariser Klimakonferenz 2015 von Laos eingereichten national festgelegten Beiträge (Nationally Determined Contribution, NDC) an die Klimarahmenkonvention weisen darauf hin, dass sich die Bemühungen um eine Eindämmung auf die Sektoren Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft konzentrieren sollten.
So wurde das Ziel einer 70% Waldbedeckung bis 2020 aus der nationalen Waldstrategie sowie dem nationalen sozio-ökonomischen Entwicklungsplan übernommen. Nicht nur in Bezug auf Minderung des Klimawandels, sondern auch in Bezug auf Anpassung an den Klimawandel findet der Forstsektor prominente Erwähnung.
Die laotische Regierung nominierte die Abteilung für Klimawandel (Department of Climate Change, DCC) des Ministeriums für natürliche Ressourcen und Umwelt (Ministry of Natural Resources and Environment, MoNRE) zur nationalen Koordinierungsstelle der Umsetzung der NDC in Laos. Die Regierung hat auch eine Reihe damit zusammenhängender Gesetze und Verordnungen erlassen, wie z.B. das neue Forstgesetz im Juni 2019 und den Erlass über den Klimawandel im September 2019.
Das Dekret legt die Grundsätze, Vorschriften und Maßnahmen für die Verwaltung, Überwachung und Inspektion von Aufgaben im Zusammenhang mit dem Klimawandel fest, um die potenziellen Auswirkungen des Klimawandels einzudämmen.
Das Erreichen der NDC bleibt herausfordernd
1995 ratifizierte die Regierung die Klimarahmenkonvention und 2003 das Kyoto-Protokoll. 2010 wurde die National Strategy on Climate Change of the Lao PDR verabschiedet. Diese baut auf der Verpflichtung des Landes zu seinen Bemühungen dem Klimawandel zu begegnen auf. Laos hat im September 2016 als eines der ersten ASEAN-Länder – und noch vor der EU – das Pariser Klimaabkommen ratifiziert und sich somit den Zielen ihrer national festgelegten Beiträge (NDC) verschrieben.
Die im NDC festgehaltenen Ziele sind zwar nicht völkerrechtlich bindend. Die Vertragsstaaten des Übereinkommens müssen jedoch Maßnahmen umsetzen, die zur Erreichung der NDCs beitragen. Im Zyklus von fünf Jahren sind die Vertragsstaaten dazu angehalten ihre NDC zu überarbeiten und Ambitionssteigerungen zu kommunizieren. Das DCC plant eine Überarbeitung des NDC für 2020.
Die großen Herausforderungen, die die Bemühungen des Landes behindern, seine NDC-Ziele, speziell im Forstsektor, zu erreichen, sind seit vielen Jahren unverändert. Dazu zählen u.a., die Anfälligkeit in Bezug auf Korruption, die unzureichende Umsetzung von Richtlinien und Maßnahmen vor Ort, gepaart mit oft fehlender Koordination zwischen den Schlüsselsektoren sowie ein Mangel an verfügbaren finanziellen Mitteln für die Umsetzung von Aktivitäten. Unklarheit besteht weiterhin darüber, ob das 70 Prozent-Ziel Bewaldung 2020 erreicht wird (laut Center for International Forestry Research (CIFOR) gab es im Februar 2020 noch keine offizielle Bestandaufnahme der bewaldeten Fläche für das Jahr 2019).
Klimaschutz durch Walderhalt und social media
Das laotische NDC weist auf das Minderungspotenzial des Forstsektors hin und unterstreicht die Bedeutung von REDD+ (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation and the role of conservation, sustainable management of forests and enhancement of forest carbon stocks in developing countries) sowie FLEGT (Forest Law Enforcement, Governance and Trade) für die Erreichung des Ziels einer Waldbedeckung von 70 Prozent und einer funktionierenden nachhaltigen Waldwirtschaft unter Beteiligung der lokalen Bevölkerung.
Über die letzten Jahrzehnte sind große Summen an ODA (Official Development Assistance) Mitteln in den laotischen Forstsektor geflossen. So ist Laos ein Partnerland der Forest Carbon Partnership Facility (FCPF) und kann 2025, bei tatsächlich nachgewiesener Reduktion der Emissionen aus Entwaldung, ergebnisbasierte Zahlungen aus dem FCPF Carbon Fund unter der Weltbank erhalten.
Laos war ebenfalls eines der Zielländer des Forest Investment Programms (FIP) unter Beteiligung der Weltbank sowie der finnischen Regierung. Seit über zehn Jahren unterstützt auch die deutsche Bundesregierung über das BMZ den Sektor, mit Fokus auf REDD+ und FLEGT. Auch für die nächsten Jahre sind finanzielle Mittel in großem Umfang zugesagt. Mit dem nach langjähriger Überarbeitung im Juni 2019 verabschiedeten Forstgesetz sind die Weichen gestellt, nachhaltige Forstwirtschaft in der Fläche umzusetzen.
Bereits vor der Jahrtausendwende wurde Laos schon einmal als positives Beispiel in Bezug auf Dorfwaldbewirtschaftung aufgeführt. Jedoch wurden die Ansätze unter Beteiligung der lokalen Bevölkerung im Rahmen des FOMACOP (Forest Management and Conservation Project) Projekts von der Regierung abrupt gestoppt.
Vermutlich war illegale Abholzung für die Distrikte und Provinzen, und für die Eliten in der Hauptstadt Vientiane doch zu lukrativ. So sind in den Jahren bis 2015 unzählige Mengen an wertvollen Rundhölzern zum Teil aus Konzessionsflächen, aber in sehr großem Umfang auch darüber hinaus, in die Nachbarländer nach China und Vietnam – oft illegal – exportiert worden.
Auch die Nebenflüsse des Mekong sind mit Dämmen aufgestaut, um Strom zu produzieren, hauptsächlich für den Export in die Nachbarländer. Laos verfolgt das Ziel die Batterie Asiens zu sein. Angesichts der Pläne für insgesamt elf Hauptdämme und 120 Nebenflussdämme, die errichtet werden sollen, wächst die Befürchtung, dass die Dämme dramatische und irreversible Auswirkungen auf die biologische Vielfalt und die nutzbaren Ressourcen des Mekong haben. Die Integrität des Bauprozesses dieser Dämme ist nach einem verheerenden Dammbruch in der Provinz Attapeu im Süden von Laos in Frage gestellt.
Im Juli 2018 brach ein Satteldamm, der im Rahmen des Wasserkraftwerksprojekts Xe Pian-Xe Namnoy gebaut wurde und zerstörte Dutzende von Dörfern. Ein Großteil der Investitionen, die Laos in den letzten Jahren hohe Wachstumsraten bescherten, hat den Druck auf die verwundbaren Systeme erhöht. Neben dem Bergbau sind Wasserkraftwerke –gepaart mit illegaler Abholzung weit über Konzessionsgrenzen hinaus –mit verantwortlich für die Zerstörung von Wäldern. Entwaldung führt zu höherer Anfälligkeit für Bodenerosion und verringert die Fruchtbarkeit der Böden
Einen sicherlich entscheidenden positiven Einfluss auf die Waldbedeckung bzw. den Rückgang der illegalen Abholzung hat die Verordnung Nr. 15 des Premierministers. Sie verbietet die Ausfuhr von Rundholz, halbverarbeitetem Holz, Wurzeln, Stümpfen, Ästen und anderen Teilen von Bäumen, die aus Naturwäldern geerntet wurden. Nur der Export von fertigen Möbeln und Holzprodukten ist erlaubt.
In einem Zeitungsartikel (Vientiane Times, 6 Juni 2016: Export ban sees timber traders turn to other means” from the ‘Editorial Desk’) wurde vorgeschlagen, dass die Öffentlichkeit die Rolle von ‚watch dogs‘ spielen kann, um den illegalen Holzeinschlag aufzudecken. Die Regierung solle die sozialen Medien als Kampagneninstrument nutzen, indem sie eine Facebook-Seite erstellt, auf der die Bürger illegale Aktivitäten melden und Beamte diese Informationen für ihre Ermittlungen nutzen können.
Tatsächlich hatte Premierminister Thongloun Sisoulith dazu aufgerufen, relevante Informationen auf seiner Facebook-Seite zu veröffentlichen. Im Juni 2019 hat die staatliche Nachrichtenagentur verkündet, dass die Facebook-Seite laut Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit aus dem Büro des Premierministers nicht in direktem Zusammenhang mit dem Premierminister stünde. Es ist jedoch nach wie vor möglich, öffentliche Anliegen über soziale Medien zu kommunizieren.
Die beliebteste Facebook-Seite ist THOLAKHONG, auf der die Bürger in der Regel ihre Bedenken äußern. Die laotische Jugendradio-Seite Lao Youth Radio ist ebenfalls ein viel genutzter Kanal. So führt der Druck der Gesellschaft über soziale Medien, neben den fehlenden Steuereinnahmen und der Erkenntnis, dass die Holzressourcen begrenzt sind, dazu, dass die Regierung proaktiver und engagierter bei der Verhinderung des illegalen Holzeinschlags und bei der Durchsetzung der bestehenden Vorschriften vorgeht.
Dank internationaler Klimafinanzierung kann Laos externe finanzielle Ressourcen mobilisieren, um den chronisch unterfinanzierten Forstsektor zu stärken – ob diese Investitionen und institutionellen Vorarbeiten einen Beitrag zur Minderung des Klimawandels und zugleich positive Entwicklungswirkungen für die ländliche Bevölkerung hinsichtlich Anpassung an die Folgen des Klimawandels hat, wird sich zeigen müssen. Zumindest deuten die letzten Zahlen von Global Forest Watch auf einen Rückgang der Entwaldung seit 2016 hin.