Indonesien: Seit mehr als 20 Jahren streitet das Künstlerkollektiv Taring Padi mit kreativen Mitteln für die Rechte der Arbeiter*innen. Die Poster, Banner und Murals der Gruppe sind sowohl Aufruf zum Kampf als auch Dokumentation der indonesischen Arbeiterbewegung
‚Kunst ist eine Waffe‘ steht auf einem der von Taring Padi mit Siebdruck hergestellten T-Shirts. Seit mehr als zwanzig Jahren leistet das in Yogyakarta beheimatete indonesische Künstlerkollektiv gewaltfreien Widerstand mit kreativen Mitteln. Eine Vielzahl von gemeinsam hergestellten Postern, Bannern, Murals und T-Shirts begleiten seit der Gründung des Kollektivs im Jahr 1998 diverse Aktionen der indonesischen Zivilgesellschaft. Taring Padi bedeutet wörtlich übersetzt ‚Zahn der Reispflanze‘, ein Verweis auf deren scharfen Spitzen. Taring Padi legen den Finger in die Wunden Indonesiens: soziale Ungerechtigkeit, Militarismus, Menschenrechtsverletzungen.
Ein Schwerpunkt des künstlerischen Schaffens von Taring Padi ist die Beschäftigung mit Arbeiterrechten. Regelmäßig sind Arbeitskämpfe Thema in der von Taring Padi heraus gegebenen Zeitschrift ‚Trompet Rakyat‘ (= Trompete des Volkes). Die Werke des Künstlerkollektivs, von denen die südostasien hier Auszüge dokumentiert, sind fester Bestandteil von 1. Mai-Demonstrationen und weiteren Aktionen. Einige Werke von Taring Padi wurden auch in Deutschland bereits ausgestellt, unter anderem das 2,40 x 1,20m große Werk „Buruh Bersatu“ (Arbeiter vereinigt euch) im Jahr 2004 im Kunsthaus Dresden.
Im Billiglohnland Indonesien, wo die Arbeiterbewegung beim Suharto-Putsch 1965 blutig zerschlagen wurde und sich erst nach dem Ende der Suharto-Herrschaft 1998 langsam wieder erholt, brodeln im ganzen Land Konflikte. Während die Regierung mit ‚Deregulierung‘ und Steueranreizen Kapital anlocken will, sind es die Arbeiter*innen – ob in Industrie oder Landwirtschaft – die die Zeche zahlen, vgl. Artikel ‚Am Arbeitsplatz getötet‘ in dieser Ausgabe.
Indonesien leidet unter den neokolonialen und militaristischen Altlasten der Diktatur. Doch im Oktober 2012 erlebte das Land den ersten Generalstreik seit den sechziger Jahren.
Die Werke von Taring Padi sind beides: Aufruf zum Kampf und Dokumentation der Arbeiterbewegung. Das Kollektiv beschränkt sich dabei nicht ’nur‘ auf die bildende Kunst. Auch in den Songs der Band Dendang Kampungan, die aus Taring Padi-Mitgliedern besteht, geht es immer wieder um den Kampf der Unterdrückten gegen Ausbeutung. So heißt es zum Beispiel im Song „Buang mimpi iblismu“ (= „Befrei dich von deinem Alptraum“): „Warum sind Wenige reich während so viele andere leiden […] wir können alle in Wohlstand leben, wenn wir nur wollen […] befrei dich von deinem Alptraum …“.
Zum Weiterlesen:
- Anett Keller: Kunst, die dem Menschen dient, in: südostasien 3/2016
- Christina Schott: Die Unkonformen: Künstler, Punks und Aktivisten, S. 173- 180 in Indonesien – Ein Länderporträt, Ch. Links Verlag, 2015
- Yayak Yatmaka: Workers united will never be defeated, S. 147 – 170, in Taring Padi: Seni membongkar tirani, Lumbung Press 2011