Während Suhartos über 30-jähriger Herrschaft in Indonesien gelang es seinen Kindern ein Geschäftsimperium aufzubauen und viele Millionen US-Dollar auf privaten Konten im In- und Ausland zu verstecken.
Nur ein Jahr nachdem die Panama Papers die versteckten Millionen und Investitionen von Prominenten in der Steueroase enthüllten, tauchten die Paradise Papers auf, die weitere Details von verdeckten Investitionen zur Steuervermeidung offen legten.
Die Panama Papers stammen von einem Offshore-Rechtsdienstleister namens Mossack Fonseca, die Paradise Papers von der Firma Appleby. Die Süddeutsche Zeitung war eines der ersten Medien, die die durchgesickerten Dokumente erhielten und sie dann an das Internationale Netzwerk Investigativer Journalisten (ICIJ) verteilten.
„Sie (Mossack Fonseca und Appleby) sind beide Anwaltskanzleien, die ihren Kunden helfen, eine Briefkastenfirma in Übersee zu eröffnen. Also, wenn man etwas im Ausland kaufen will, und seinen eigenen Namen nicht verwenden will, dann eröffnet man eine Briefkastenfirma. Je vertraulicher, desto teurer der Tarif“, sagte ICIJ-Gründungsmitglied Andreas Harsono der indonesischen Nachrichtenagentur Antara.
Große Namen, die in den Paradise Papers erwähnt werden, sind unter anderem die britische Königin Elizabeth II., U2-Sänger Bono und Weltstar Madonna. Einige indonesische Prominente tauchen hier ebenfalls auf, so etwa der ehemalige General und Politiker Prabowo Subianto [ein Ex-Schwiegersohn von Diktator Suharto, d.R.] und zwei von Suhartos Kindern, Hutomo Mandala Putra (Tommy) und Siti Hutami Endang Adiningsih (Mamiek).
Tommy Suharto wird als der Kopf der Humpuss-Gruppe sowie Aufsichtsratsvorsitzender der Asia Markt Investments Ltd. genannt, ein in Bermuda 1997 registriertes Unternehmen. Tommy ist außerdem einer der Großaktionäre des italienischen Sportwagen-Unternehmen Lamborghini. Laut Applebys Bericht kam 1997 in Bermuda ein Joint Venture zustande, das aus Tochtergesellschaften der Humpuss-Gruppe und der australischen Werbeagentur NLD bestand. Das Unternehmen betrieb Straßenwerbungen auf den Philippinen sowie in Malaysia, Myanmar und China.
Mamiek Suharto wird in dem Dokument als Vizepräsident von Golden Spike Pasiriaman Ltd. und Besitzerin von Golden Spike South Sumatra Ltd erwähnt. Dem ICIJ-Bericht zufolge wurden beide Unternehmen in den 1990er Jahren in Bermuda registriert, existieren aber jetzt nicht mehr. Die Nennung von Suhartos Kinder in den Paradise Papers wirft die alte Frage nach dem Vermögen der Suhartos wieder auf.
Suhartos Vermögen
Nach einem Bericht des Time-Magazine von 1999 hat die Suharto-Familie ein Geschäftsimperium aufgebaut und Milliarden von US-Dollar im In- und Ausland angehäuft. Zum Auslandsvermögen der Familie gehören unter anderem ein vier Millionen Dollar teurer Jagdpark in Neuseeland und anteilig ein ebenso teures Kreuzfahrtschiff, das in der Nähe von Darwin, Australien, vor Anker liegt. Milliarden von Suhartos Geld liegen zudem auf Schweizer Bankkonten. Als Suharto sein Amt 1998 niederlegte, soll er sein Vermögen in Sicherheit gebracht haben, indem er neun Milliarden Dollar von einer Schweizer Bank auf ein österreichisches Bankkonto übertrug.
Laut dem Bericht des Nationalen Grundbuchamts, den das Time-Magazine zitiert, kontrollierte die Suharto-Familie rund 3,6 Millionen Hektar Land mit Immobilien sowie 100.000 Quadratmeter Bürofläche in Jakarta. Suharto wies den Bericht jedoch zurück. Ihm zufolge besaß er nur 19 ha Land in Indonesien sowie Ersparnisse in Höhe von 2,4 Millionen Dollar. Die Zeitung New York Times schätzte das Vermögen Suhartos auf 30 Milliarden Dollar.
Einem Bericht des Wirtschaftsmagazins The Economist zufolge „schrumpfte“ Suhartos Privatvermögen auf „nur noch“ ca. 16 Milliarden Dollar, da die anderen Vermögensteile auf seine sechs Kinder, die Enkelkinder und einen Bruder verteilt wurden. Laut Transparency Interantional beliefen sich Suhartos Vermögen auf geschätzte 15 bis 35 Milliarden US-Dollar.
Suhartos vermögende Kinder
Nach dem Bericht des Time Magazine besitzen Suhartos Kinder Anteile an rund 564 indonesischen Unternehmen und haben außerdem „Beziehungen“ zu Hunderten anderen ausländischen Unternehmen aus den Vereinigten Staaten, Usbekistan, den Niederlanden, Nigeria, Vanuatu und anderen Ländern.
So besitzt Suhartos jüngster Sohn Tommy einen Anteil von 75 Prozent an einem Golfplatz mit 22 Luxuswohnungen in Ascot, Großbritannien. In Jakarta baute Tommy laut einem Bericht der New York Times auf einer Fläche von 425 Hektar eine Auto-Rennstrecke mit Kosten von bis zu 50 Millionen Dollar.
Tommys älterer Bruder Bambang Trihatmodjo hat ein Luxus-Ferienhaus im Wert von acht Millionen US-Dollar in Singapur und ein weiteres Haus im Wert von 12 Millionen Dollar in einer exklusiven Nachbarschaft in Los Angeles, nicht weit entfernt vom Haus seines Bruders Sigit Harjoyudanto, dem zweiten Sohn Suhartos, dessen geschätzter Wert neun Millionen Dollar beträgt. Im Jahr 2007 krönte das Wirtschaftsmagazin Forbes Bambang Trihatmodjo zum 33. reichsten Mann Indonesiens mit einem Vermögen von 200 Millionen US-Dollar.
Suhartos Töchter sind nicht weniger vermögend. Siti Hardijanti Rukmana, genannt Tutut, soll einige Flugzeuge besitzen, darunter eine Boeing 737, eine Challenger 601, eine BAC 1-11, eine McDonnell Douglas DC-10 und ein Exemplar des Modells Royal Squadron.
Woher kommt das Vermögen?
Bevor Suharto und seine Frau Siti Hartinah (Ibu Tien) an die erste Stelle im indonesischen Staat vorrückten, führten sie in Menteng, Zentral-Jakarta, ein relativ bescheidenes Leben. Zu dieser Zeit fuhr Suharto noch einen Ford Galaxy. Sein Wunsch an Geld zu kommen machte sich bereits in den 1950er Jahren bemerkbar: Damals war er am Zuckerschmuggel und anderen ‚außermilitärischen’ Aktivitäten in Zentral-Java beteiligt. Dies führte dazu, dass er 1959 von seiner Position als Kommandeur des Militärkommandos Diponegoro [Zentraljava und Yogyakarta, d.R.] suspendiert wurde.
Bevor Suharto und seine Frau Siti Hartinah (Ibu Tien) an die erste Stelle im indonesischen Staat vorrückten, führten sie in Menteng, Zentral-Jakarta, ein relativ bescheidenes Leben. Zu dieser Zeit fuhr Suharto noch einen Ford Galaxy. Sein Wunsch an Geld zu kommen machte sich bereits in den 1950er Jahren bemerkbar: Damals war er am Zuckerschmuggel und anderen ‚außermilitärischen’ Aktivitäten in Zentral-Java beteiligt. Dies führte dazu, dass er 1959 von seiner Position als Kommandeur des Militärkommandos Diponegoro [Zentraljava und Yogyakarta, d.R.] suspendiert wurde.
Sieben Jahre später, 1966, erließ Suharto – nun als Präsident – die Regierungsverordnung Nr. 8, um zwei von seinem Vorgänger Sukarno kontrollierte Unternehmenszusammenschlüsse im Wert von zwei Milliarden Dollar zu übernehmen. Suharto kontrollierte außerdem das Unternehmen PT-Pilot Project Berdikari, das von Achmad Tirtosudiro, einem pensionierten General, geleitet wurde. Diese Firma wurde zu einem der wichtigsten Motoren von Suhartos Geschäftsimperium. Gemeinsam mit seinen engen Freunden Liem Siu Liong (Salim Group) und The Kian Seng, besser bekannt als Mohammad „Bob“ Hasan, wurde er immer erfolgreicher. So übertrug Suharto etwa dem Unternehmen PT Bogasari Flour Mills, das von der Salim Gruppe kontrolliert wurde, nach und nach das Monopol für den Import und Vertrieb von Mehl und Weizen.
Um seine Geschäftsaktivitäten zu verschleiern, gründete Suharto ‚gemeinnützige’ Stiftungen, die Krankenhäuser, Moscheen und Schulen finanzierten. Laut Laut dem [inzwischen verstorbenen, d.R.] bekannten indonesischen Soziologen George Junus Aditjondro gab es 79 Stiftungen in den Händen Suhartos, seiner Familie und seiner Freunde. „Diese Stiftungen kaufen Aktien, gründen Firmen, verleihen Geld an Unternehmer“, so Adnan Buyung Nasution, ein Menschenrechtsanwalt, seinerzeit zum Time Magazine.
1978 erlangte eine von Suhartos Stiftungen die Kontrolle über 60 Prozent Aktienanteile der Bank Duta. Nach und nach stieg Suhartos Anteil auf 87 Prozent der Aktien dieser Bank. Die Fonds investierten Suhartos Stiftungen wiederum in etliche Privatunternehmen seiner Familienmitglieder und Freunde.
Eine der wichtigsten Geldmaschinen des Suharto-Clans war PT Nusantara Ampera Bakti oder Nusamba, ein Unternehmen, das 1981 von drei Stiftungen Suhartos mit einem Kapital von rund 1,5 Millionen US-Dollar gegründet wurde. Sein Freund Bob Hasan und sein Sohn Sigit Suharto erwarben jeweils zehn Prozent der Aktien. Das Unternehmen eröffnete ein Netzwerk von 30 Tochtergesellschaften in den Bereichen Finanzen, Energie, Zellstoff und Papier sowie Stahl und Automobil. Nusamba besaß einen Anteil von 4,7 Prozent an Freeport Indonesia, einem US-amerikanischen Goldminenunternehmen in Papua.
Als Suhartos Kinder erwachsen wurden, stiegen sie im großen Stil in die Geschäfte ihres Vaters ein. Der Time-Bericht nennt hier Tommy und Bambang als Besitzer der Unternehmen Perta Oil Marketing und Permindo Oil Trading in den 1980er Jahren. Beide Firmen wurden zu offiziellen Öllieferanten der staatlichen Ölgesellschaft Pertamina. Sie erhielten jeweils eine Provision von ca. 30-35 Cent (US-Dollar) pro Barrel Öl. Darüber hinaus wurden Suhartos Familie insgesamt 170 Verträge mit Pertamina für Versicherungen, Sicherheit, Nahrungsmittel und andere Dienstleistungen zugeschustert.
Darüber hinaus kontrollierte Bambang Suharto die staatliche Logistik-Agentur (BULOG), die das Monopol für bestimmte Lebensmittel innehatte, z.B. für den Handel von Reis. Die Agentur erzielte Gewinne von drei bis fünf Milliarden Dollar aus staatlichen Programmen zur Stabilisierung der Reispreise. Bambang kontrollierte auch Satelindo, ein Kommunikationsunternehmen, das 1995 2,3 Milliarden Dollar wert war. Suhartos Tochter Tutut kontrollierte derweil etliche Telekommunikationsunternehmen, das Bankwesen, außerdem Plantagen, Getreidemühlen, Bauunternehmen, Forstwirtschaft, Raffinerien und den Zuckerhandel.
Suhartos Familienvermögen stammt nicht nur aus Regierungsverträgen, sondern auch aus der Beschlagnahmung von Land, wie am Beispiel einer Rinderfarm in West-Java ersichtlich wird, die auf einer sich über fünf Dörfer erstreckenden Fläche von über 750 ha beschlagnahmtem Land, errichtet wurde. 1996 beschlagnahmte Tommys Firma 650 Hektar Land auf der Touristeninsel Bali für den Bau eines Luxusferienressorts. Das Unternehmen hatte ursprünglich nur die Genehmigung für 130 ha Land erhalten, dieses Gebiet wurde aber im Laufe der Zeit illegal erweitert.
Im Jahr 2016 fanden sich die Namen von Tommy Suharto, Bambang und Tutut auf der Liste der 150 reichsten Indonesier von The Globe Asia. Das Vermögen von Tommy Suharto [Platz 56 der Globe-Liste, d.R.] kam von der Humpuss Group, vor allem vom großen Energielogistiker PT Humpuss Intermoda. Außerdem besaß er unter der Schirmherrschaft von KG Property Eigentum, darunter den Mangkuluhur City Superblock in Semanggi in Zentral-Jakarta und den Jayanti City Apartmentkomplex.
Währenddessen lag Bambang Trihatmodjo mit einem Gesamtvermögen von 240 Millionen US-Dollar auf Platz 124 auf der Liste von The Globe Asia und Tutut mit insgesamt 190 Millionen US-Dollar auf Platz 132.
Tututs Vermögen kam vor allem von Citra Marga Nusaphala Persada, dem profitabelsten Autobahnbetreiber in Indonesien, obwohl sie dieses Unternehmen schließlich an ihre Tochter Danty Indriastuty Purnamasari abgab.
Siti „Tutut“ Rukmana baute gemeinsam mit der San Miguel Corp. aus den Philippinen auch das Joint-Venture-Unternehmen Citra Lamtoro auf, um indirekt Anteile an South Luzon Tollway Corporation (SLTC) und Manila Toll Expressway Systems Inc. zu erwerben. CMNP, die Holdinggesellschaft von Citra Lamtoro, ist auch am Bau der der Trans-Java-Autobahn beteiligt.
Suharto contra Time Magazine
Der ausführliche Bericht des Time Magazine über die Vermögensverhältnisse Suhartos brachte Ärger. Durch seinen Anwalt reichte Suharto eine zivilrechtliche Klage beim Bezirksgericht von Zentraljakarta ein. Gegenstand der Klage war der Bericht der asiatischen Ausgabe des Time Magazine vom 24. Mai 1999 mit der Titelgeschichte ‘SUHARTO INC. How Indonesia’s longtime boss built a family fortune’. Der Bericht sei tendenziös, suggestiv und provokativ, so die Anklage.
Im Jahr 2000 wies das Bezirksgericht in Jakarta jedoch alle Klagen zurück mit der Begründung, dass der Bericht von Time nicht den Vorwurf rechtswidriger Handlungen im Sinne der Artikeln 1365 und 1372 des Zivilgesetzbuchs erfüllte.
Suharto reichte daraufhin Berufung ein. Das übergeordnete Provinzgericht von Jakarta bestätigte zwar 2001 das Urteil des Bezirksgerichts von Jakarta. Im Jahr 2007 entschied jedoch der Oberste Gerichtshof Indonesiens, dass sich das Time Magazine der Verleumdung schuldig gemacht hatte und verhängte eine Entschädigungsstrafe von einer Billion Indonesische Rupiah [106 Mio. US-Dollar, d.R.]. Außerdem sollte das Time Magazine eine Entschuldigungsanzeige in verschiedenen indonesischen Medien sowie in drei internationalen Ausgaben der eigenen Zeitschrift schalten.
Zwei Jahre später wurde die Entscheidung des Obersten Gerichthofes aufgehoben. Der Oberste Gerichtshof erklärte, Time Magazine müsse keine Entschädigung an Suhartos-Familie zahlen. Im selben Jahr bezeichneten die Weltbank und die Vereinten Nationen in ihren Berichten Suharto als „korruptestes Staatsoberhaupt der Welt“.
Übersetzung aus dem Indonesischen von: Hendra Pasuhuk
Der Orginalartikel erschien im November 2017 im indonesischen Online-Magazin Tirto