Call for Paper: Ausgabe 1/2021

Ein Plakat der Corona-Kampagne der vietnamesischen Regierung: linkes Plakat: “Bewahrt die Sicherheit für alle Menschen”; rechtes Plakat: “Lasst das Virus nicht in die Gesellschaft eindringen” © Julia Behrens

Thema: „Corona – Ein Jahr später, und immer noch mittendrin“

Die COVID-19-Pandemie setzt uns bereits seit einem Jahr zu. Höchste Zeit, über die Erfahrungen und Einschnitte, die in dieser Weise und in diesem Ausmaß wohl präzedenzlos sind, zu reflektieren. Welche Erfahrungen haben Menschen in Südostasien gemacht? Welches Zwischenresümee können wir ein Jahr später mit Blick auf die Region ziehen?

Während Europa und die USA innerhalb weniger Monate von der ‚ersten Welle’ erfasst wurden, hat die Ausbreitung des Virus in den Ländern Südostasiens eine andere Dynamik entwickelt. Thailand, Vietnam, Singapur und Kambodscha scheinen das Virus mit schnell eingeleiteten Maßnahmen erfolgreich eingedämmt zu haben. Dagegen breitet es sich unvermindert in Indonesien, den Philippinen und Malaysia aus. Seit August kämpft auch Myanmar mit hohen Fallzahlen, während es bis dato eine der niedrigsten der Region aufwies. Welche Faktoren führten dazu, dass sich die Pandemie in manchen Ländern der Region gut in den Griff bekommen ließ? Und sprechen geringere Fallzahlen wirklich für erfolgreiche Maßnahmen? Die Pandemie fördert komplexe Zusammenhänge zutage, die viele Fragen hervorrufen, insbesondere, was die Gegenmaßnahmen der eher autokratischen Regierungen und die Reaktionen der Menschen angeht.

Während in Thailand aufgrund der Notverordnung von Premierminister Prayuth Chan-ocha, die die Versammlungsfreiheit aussetzt, die pro-demokratischen Proteste mit neuer Stärke entflammt sind, kommt es etwa in den Philippinen zu Demonstrationen infolge von Nahrungsmittelknappheit und Arbeitsplatzverlusten. Wie tragen Pandemie und Maßnahmen zu bereits bestehenden gesellschaftlichen Spannungen bei? Inwiefern nutzen Regierungen die Krise für staatliche und machtpolitische Interessen? Welche Narrative nutzt die Politik, um Maßnahmen zu rechtfertigen, wie z.B. in Vietnam, wo die Vorstellung vom ‚nationalen Krieg gegen das Virus’ zu mehr Akzeptanz in der Bevölkerung führen soll? Wie bilden Medien diese politischen Narrative ab und/oder hinterfragen sie? Welche Schwerpunkte setzen die Massenmedien Südostasiens generell in Bezug auf COVID-19 und wer oder was beeinflusst diese Schwerpunktsetzung?

Zudem verstärken die Pandemie und die entsprechenden Maßnahmen Armut und Ungleichheit. Sie stellen die Wirtschaftsmodelle der südostasiatischen Staaten auf die Probe. Global agierende Textilfirmen etwa kündigten ihren Zulieferbetrieben in Kambodscha, Myanmar und Laos aufgrund sinkender Nachfrage auch laufende Lieferverträge. In der Folge verloren Arbeitnehmer*innen, zumeist Frauen, ihre ohnehin schon prekären Arbeitsplätze. Der Tourismus- und Dienstleistungssektor ist in vielen Ländern der Region stark getroffen, während das Leben von Arbeitsmigrant*innen seit Beginn der Pandemie stärker denn je von Prekarisierung und Entbehrung geprägt ist. Vor welchen Herausforderungen stehen Arbeiter*innen und welche Hilfsprogramme gab es bisher für sie? Welche Kompensationsstrategien lassen sich beobachten, wie etwa die verstärkte Rückkehr zur Subsistenzwirtschaft?

Des Weiteren interessiert uns, was die Folgen von Schul- und Universitätsschließungen für Schüler*innen, Studierende, Eltern und Lehrende sind. Wie wird mit der sozialen Isolation in Zeiten von Lockdowns umgegangen? Was ist das Ausmaß häuslicher und gender-basierter Gewalt in der Folge der pandemiebedingten Isolation? Gibt es mehr Akzeptanz, über psychische Belastungen zu sprechen und Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen? Hat sich das Maß an gesellschaftlicher Solidarität verändert und wie zeigt sich das? Wie steht es um die Gesundheitssysteme? Welche Rolle spielen verschiedene Formen der Medizin, z.B. die Entwicklung von Impfstoffen oder aber der Einsatz von Alternativmedizin wie Jamu in Indonesien, und wie ist das Verhältnis von Menschen und Regierungen zur Wissenschaft?

Schließlich möchten wir auch einen Blick auf die internationalen Beziehungen werfen. Wie verändert die Pandemie die politische Kooperation zwischen den südostasiatischen Staaten. Welche Auswirkungen hat sie auf den Einfluss Chinas in der Region, das vor dem Hintergrund der Pandemie versucht, seinen Einfluss weiter auszubauen? Wie verändert sie die Wirtschaftsbeziehungen und die Entwicklungszusammenarbeit zwischen dem Globalen Süden und Norden?

Wir möchten uns diesen Fragen in möglichst vielen verschiedenen Darstellungsformen widmen: Reportagen, Hintergrundberichte, Analysen, Portraits von Akteur*innen, Interviews oder auch Foto-Essays.

Selbstverständnis der südostasien:

südostasien versammelt Stimmen aus und über Südostasien zu aktuellen Entwicklungen in Politik, Ökonomie, Ökologie, Gesellschaft und Kultur. Zu vier Schwerpunkthemen im Jahr erscheinen Beiträge über die Region und die Länder Südostasiens sowie deren globale/internationale Beziehungen.

südostasien versteht sich als pluralistisches Forum eines herrschaftskritischen und solidarischen Dialogs, als Raum für Diskussionen zwischen Akteur*innen in Südostasien und Deutschland mit Nähe und Kenntnissen zu sozialen Bewegungen. südostasien beschäftigt sich mit Möglichkeiten transnationaler Solidaritätsarbeit angesichts ungleicher Machtverhältnisse zwischen dem globalen Norden und Süden. südostasien möchte Denkanstöße für das Handeln in Europa bzw. in Deutschland liefern.

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