Philippinen: Dieser Foto-Essay zeigt, wie ein Sozialunternehmen Bäuer*innen und Verbraucher*innen zusammen bringt. Gemeinsam versuchen sie, neu zu definieren, wie Lebensmittel angebaut, gehandelt und gegessen werden.
Die Philippinen sind ein Agrarland mit ganzjährigen Anbaumöglichkeiten und reichen tropischen Böden. Trotzdem zählen die Bäuer*innen zu den Ärmsten und die Landwirtschaft bleibt ein durch den Staat vernachlässigter Sektor. Obwohl die Philippinen eine Nation mit hohem Reiskonsum sind, reicht der heimische Reis nicht aus und das Land importiert Reis.
Bäuer*innen, die konventionellen Reisanbau betreiben, sind permanent toxischen Pestiziden und chemischen Düngemitteln ausgesetzt. Hinzu kommen Marktschwankungen und abrupte und extreme Wetterveränderungen. Aktuelle bedenkliche Entwicklungen sind die umstrittene Zulassung des gentechnisch veränderten ‚Goldenen Reis‘ und das Reis-Zolltarifierungsgesetz - ungeachtet öffentlichen Widerstands.
Sieben von zehn philippinischen Bäuer*innen besitzen nicht das Land, das sie bestellen. Deshalb bleibt ihnen allzu oft keine andere Wahl, als Pachtverträge abzuschließen, die sie in Schulden treiben. Zu den größten Herausforderungen für Kleinbäuer*innen auf den Philippinen gehört der mangelnde Zugang zu Krediten und Unterstützung bei Logistik und Infrastruktur. Um dem zu begegnen, arbeitet das Sozialunternehmen Good Food Community mit den Bäuer*innen zusammen, um gemeinsam einen Versorgungsplan zu erstellen, sich auf feste Preise und Mindestmengen zu einigen, die das ganze Jahr über eingekauft werden können und einen Markt und eine Nachfrage für die Bioprodukte in den städtischen Zentren zu schaffen. Good Food verbindet Landwirt*innen und Verbraucher*innen in der Stadt durch eine Wirtschaftsgemeinschaft (Community-Supported Agriculture, Solidarische Landwirtschaft) und eine Plattform, um mehr über ihre Interdependenz und Solidarität zu erfahren.
Abnahmegarantie und stabile Nachfrage, die durch das im Voraus bezahlte Abonnement der Konsument*innen in Metro Manila ermöglicht werden, sichern den Lebensunterhalt der Biobäuer*innen, stärken ihr Engagement für die biologische Landwirtschaft und ermöglichen es ihnen, Geld zu sparen und einen Existenz sichernden Lohn zu erhalten.
Good Food Community ist bekannt dafür, dass die wöchentlichen Lieferungen an biologischem Obst und Gemüse in einem Tampipi, einem traditionellen Koffergeflecht aus Palmblättern, verschickt werden. Die Abonnent*innen erhalten etwa neun bis zwölf verschiedenen Produkte. Darunter sind ungewöhnliche Sorten, die wegen der geringen Nachfrage in städtischen Supermärkten kaum zu finden sind, wie Tamarillo (Baumtomate); oder solche, die ihnen unbekannt sind und sie normalerweise nicht auf dem Palengke (Freiluftmarkt) kaufen würden, wie Caimito (Sternapfel), Bananenherz (Blüte der Bananenpflanze) oder Tarowurzel (Wasserbrotwurzel).
Foto © Drei Castillo
Links: Anfang 2020 erhielten das Good Food-Team und Mitglieder des Chico River Organic Producers Cooperative (CROPC) Orientierungshilfen zum Partizipativen Garantiesystem (PGS), das als alternatives (oder ergänzendes) Instrument zur Zertifizierung dienen kann. Als Qualitätssicherungssystem zertifiziert PGS Lebensmittelproduzierende auf Grundlage der aktiven Beteiligung verschiedener Interessengruppen des lokalen Lebensmittelsystems. Foto © PJ Santos
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Unten: PGS räumt Solidarität als Ansatz Vorrang ein. PGS-Prozesse basieren auf gegenseitigem Vertrauen und Transparenz, dem Austausch von Wissen und Entscheidungsfindung, der Sensibilität für lokale Kontexte und der Entwicklung der lokalen Wirtschaft - alles Prinzipien, denen sich eine solidarische Landwirtschaft verpflichtet fühlt und die sie aufrechterhält. Foto © PJ Santos
Good Food hat eine aktive Online-Community aufgebaut, um ihren Abonnent*innen in der Küche zu helfen und Verschwendung von Lebensmitteln zu vermeiden. Die Küchenchef*innen des Teams und erfahrene Hobbyköch*innen geben Informationen über die richtige Lagerung und Zubereitung von Lebensmitteln, gesunde Kochtechniken und pflanzen-zentrierte sowie rein pflanzliche Rezepte.
Foto © Charlene Tan
Zudem gibt es viele Aktivitäten vor Ort, die darauf abzielen, die Verbraucher*innen zu engagieren und aufzuklären und ihnen die ‚Gesichter’ hinter ihren Lebensmitteln zu zeigen, wie z.B. Gemeinschaftsessen, Ausflüge auf Bauernhöfe und Kochdemos, die Diskussionen über Themen integrieren, die unsere Bäuer*innen und das Lebensmittelsystem betreffen. Diese wurden jedoch aufgrund der Mobilitätseinschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie eingestellt.
Foto © PJ Santos
Gemeinsam mit seinen Partnern hat Good Food Hunger und den mangelnden Zugang zu frischen Lebensmitteln in 13 einkommensschwachen Gemeinden gelindert. Good Food stellte Hilfsgüter, bestehend aus Reis und Bio-Obst und -Gemüse, zur Verfügung. Diese stammten von landlosen Bäuer*innen, die von der Bäuer*innenorganisation Kilusang Magbubukid ng Pilipinas und den Partner-Kleinbäuer*innen von Good Food organisiert wurden. Die Spenden wurden dann von Partner*innen vor Ort und Freiwilligen aus Kalipunan ng Damayang Mahihihirap verteilt.
Bis Ende Mai konnte das Projekt rund 6.500 Familien mit Nahrungsmitteln versorgen und Kleinbäuer*innen während der COVID19-Abriegelung ein Einkommen von schätzungsweise 450.000 Pesos sichern.
Foto © Tey Lopez
Solidarische Landwirtschaft stellt die Weltsicht in Frage, dass die Essenden nur Konsument*innen und passive Bestandteile am Ende einer industrialisierten Nahrungskette sind. Vielmehr können wir Ko-Produzent*innen eines gerechten, nahrhaften und nachhaltigen Ernährungssystems sein. Um unseren Platz am Tisch einzunehmen, müssen wir uns beteiligen und die lebenswichtige gegenseitige Abhängigkeit von Landwirt*innen und Verbraucher*innen sowie die Verantwortung anerkennen, die wir einander schulden.
Übersetzung aus dem Englischen von: Anna Grimminger
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Mabi David leitet den Partnerschaftsbereich bei Good Food Community. Sie ist vegane Köchin, Autorin und Lehrerin für Fermentation.
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