4 | 2019, Philippinen, Rezensionen,
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Fesselnd, berührend, informativ: Der philippinische Film “Birdshot”

Philippinen Rezension Birdshot

Die 14jährige Maya tötet einen Philippinenadler © TBA Studios

Philippinen: Regisseur Mikhail Red schickt seine Protagonisten durch die philippinische Provinz und schlägt Brücken zu hochbrisanten, gesellschaftlichen Vorgängen im Land. Landrechtskonflikte, staatliche Korruption, Polizeigewalt oder Geschlechter(un)gerechtigkeit schwingen stets im Hintergrund mit.

Wer kennt sie nicht, diese lebensverändernden Momente? In einem Augenblick scheint noch alles wie gewohnt. Die vertraute Umgebung und der Alltag wiegen uns in vermeintlicher Sicherheit vor Veränderung. Doch plötzlich schlägt das Leben Parolen und alles steht Kopf. Eine falsche Entscheidung: und eine Kettenreaktion nimmt ihren Lauf.

Maya streift in der abendlichen Dämmerung durch die verlassene Zuckerrohrplantage streift. Ihr Gewehr fest an sich gedrückt. Wohin sie geht, weiß sie selbst nicht genau. Aber eines ist klar: Hier kann sie nicht bleiben. Sie fühlt sich völlig leer. Über ihrem Kopf kreisen Adler. Wer hätte gedacht, dass sich ihr Leben so schnell ändern würde. Was ist nur passiert?

Toter Adler und verschwundene Bauern

Dieser Frage geht der fesselnde philippinische Mystery-Thriller „Birdshot“ auf den Grund. Alles beginnt an einem harmlosen Morgen, an dem Diego seiner 14jährigen Tochter Maya das Jagen beibringen möchte. Gemeinsam leben sie in einer abgeschiedenen Hütte inmitten einer Zuckerrohrplantage, die Diego zusammen mit seiner Tochter betreibt. Als Maya die umliegende Gegend erkundet, landet sie in einem privaten Naturschutzreservat und erschießt einen vom Aussterben bedrohten Adler. Als sie die Beute stolz ihrem Vater präsentiert, merkt Maya sofort, dass sie etwas Schlimmes getan haben muss.

Philippinen Rezension Birdshot

Der Film thematisiert auch Landrechtskonflikte, staatliche Korruption und Polizeigewalt. © TBA Studios

Das Verschwinden des Adlers wird schnell bemerkt. Am nächsten Morgen wird das Polizistenduo Domingo und Mendoza auf den Fall angesetzt. Bei den Ermittlungen stößt der Nachwuchspolizist Domingo auf das mysteriöse Verschwinden eines Busses, in dem eine Gruppe von Farmern auf dem Weg in die Hauptstadt Manila war. Doch auf der Suche nach der Wahrheit wird Domingo klar, dass sich etwas Größeres dahinter zu verbergen scheint. Was steckt hinter diesem Verschwinden? Kann Diego seine Tochter beschützen? Wo sind die verschwundenen Farmer? Wird die Wahrheit ans Licht kommen?

Abgründe und Lichtblicke

In einer Mischung aus Krimi und Coming of Age-Film begleitet „Birdshot“ die Protagonisten auf ihrer Reise und schlägt dabei immer wieder Brücken zu gesellschaftspolitischen Themen. Dabei nimmt sich das junge philippinische Filmtalent Mikhail Red die Zeit, den Protagonisten emotionale Tiefe zu geben. Neben einer mitreißenden Geschichte, brachialer Bildgewalt und einem bewussten Spiel mit Licht, Kamera und Musik gelingt „Birdshot“ ein Balanceakt zwischen menschlichen Abgründen und Lichtblicken, Brutalität und Sanftheit, Schönheit und Komplexität der Philippinen.

Philippinen Rezension Birdshot

Nichts ist mehr, wie es war für Maya. © TBA Studios

So bildet der Film die Vielfalt der Natur in der philippinischen Provinz ab und kontrastiert zugleich ruhige Momente an plätschernden Flüssen oder bei leise rasselnden Blättern im Wald mit düster und bedrohlich wirkenden Schauplätzen der polizeilichen Ermittlungsarbeit. Die unterschiedlichen Handlungsstränge werden langsam aufgebaut und verwickeln die Hauptcharaktere nach und nach in etwas, das größer ist als sie selbst.

Gleichzeitig nutzt Mikhael Red Handlung und Schauplätze, um die Zuschauer mit hoch brisanten und aktuellen gesellschaftlichen Vorgängen zu konfrontieren. Obwohl die Landrechtsreform nicht ausdrücklich thematisiert wird, schwingen Fragen um Landrechtskonflikte, damit verbundene staatliche Korruption und Polizeigewalt im Hintergrund immer mit und verdichten die Handlung. Gleichzeitig wird weiteren aktuellen Fragen Raum gegeben wie der nach traditionellen und modernen Werten, der Selbstermächtigung von Frauen und der Geschlechtergleichstellung.

Der Film ist eine Empfehlung für alle, die nicht zu leicht besaitet sind, Lust auf eine emotionale und tiefgründige Geschichte haben und bereits Wissen zu gesellschaftspolitischen Fragen der Philippinen mitbringen. Insbesondere Krimifans werden bei „Birdshot” auf ihre Kosten kommen.

Neugierig geworden? Erste Eindrücke verschafft der offizielle Trailer:

Rezension zu: Mikhail Red, Birdshot, Philippinen 2016, 116 min

Der Film feierte seine die offizielle Kinopremiere in Deutschland im Rahmen der aktuellen Filmreihe des Asienhauses.

Weitere Informationen zu den Filmreihen im Asienhaus finden Sie auf unser Übersichtsseite.

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