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Editorial südostasien 3/2019: Asia First!
Autoritarismen und das Ringen um Demokratie

"War of Terror" © NC Jakarta

Ausschnitt des Posters “War on Terror” vom indonesischen Künstler Alit Ambara © Nobodycorp

Nicht nur im Westen beherrschen Nachrichten von Wahlsiegen rechter, autoritärer und populistischer Parteien die Medienlandschaft. Auch in Südostasien ist der Autoritarismus auf dem Vormarsch. Militante Royalist*innen in Thailand und reaktionäre und/oder islamistische Bewegungen in Indonesien und Malaysia sind mittlerweile ebenso Bestandteil der politischen Landschaft Südostasiens wie der Populismus Dutertes oder die fest etablierte Einparteienherrschaft in Vietnam.

Der Spielraum progressiver Akteur*innen aus Politik und Zivilgesellschaft bleibt klein oder wird in einigen Ländern nach Jahren der Öffnung und Hoffnung wieder eingeengt. Dies geschieht – vermeintlich – im Namen ‚des Islam’, ‚des Kommunismus’ oder des ‚Kampfes gegen Drogen’. Nicht zuletzt die großen Nachbarn China und Indien verstärken den autoritären Trend. China propagiert im Rahmen der Belt-and-Road Initiative ein autoritäres Entwicklungsmodell, während in Indien die Hindu-Nationalist*innen erst kürzlich ihre Macht ausbauen konnten.

Unter die Räder kommen dabei nicht nur die Rechte von Minderheiten, die für autoritäre Akteure dankbare Sündenböcke darstellen. In Indonesien polarisieren religiöse Gruppen gegen angeblich abtrünnige Sekten und Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender (LGBT). In den Philippinen richtet sich Dutertes Rhetorik gegen politische Gegner*innen und in Myanmar stehen muslimische Gruppen im Fadenkreuz fanatischer Nationalist*innen. Generell werden aber fundamentale Menschenrechte wie das Recht auf Meinungsäußerung im Zuge autoritärer Politiken eingeschränkt – Autoritarismus betrifft somit alle.

Auf der anderen Seite gibt es in Südostasien viele Menschen, die autoritäre Politik nicht einfach hinnehmen und Widerstand organisieren. In dieser Ausgabe der südostasien widmen wir uns daher nicht nur der Analyse von autoritären Bewegungen, sondern auch der Gegenbewegungen: Umweltschützer*innen, Menschenrechtsverteidiger*innen, Gewerkschaften, soziale Bewegungen, Minderheiten und Oppositionelle, die sich mutig für den Ausbau und die Stärkung demokratischer und rechtsstaatlicher Standards engagieren, sollen ebenfalls im Fokus stehen.

Wir wünschen allen Leser*innen eine informative Lektüre der südostasien und danken allen an dieser Ausgabe Beteiligten! Für die kommende südostasien zum Thema Musik als Instrument politischer Bewegungen (Call for Paper deutsch / englisch) freuen wir uns über Artikelvorschläge!

Das Redaktionsteam

 
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Die Autorin

Monika Schlicher ist Geschäftsleiterin der Stiftung Asienhaus und zudem dort verantwortlich für das Programm Focus Timor-Leste. Seit Ende der 1980er-Jahre steht die Politologin, Historikerin und Menschenrechtsaktivistin solidarisch an der Seite von Timor-Leste. Sie engagiert sich mit Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit im lebendigen Austausch mit Osttimores*innen aus dem Widerstand, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Politik.

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Die Autorin

Mirjam Overhoff ist Sozialwissenschaftlerin und Geschäftsführerin des philippinenbüro e.V. in Köln. Seit 2013 arbeitet sie intensiv zum Thema Migration und Diaspora rund um die Philippinen. Weitere Schwerpunktthemen ihrer Arbeit sind Politik, Stadtentwicklung, Klima und der Umgang mit Müll in den Philippinen.

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Der Autor


Raphael Göpel ist Ethnologe und arbeitet in der Stiftung Asienhaus zu den Ländern Kambodscha, Indonesien und Thailand.

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Die Autorin

Christina Grein ist Koordinatorin der Burma-Initiative, ein Projekt der Stiftung Asienhaus.

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Der Autor


Timo Duile hat in Südostasienwissenschaft über indigene Bewegungen auf Borneo promoviert. Er hat am Institut für Ethnologie an der Universität Köln und am Institut für Orient- und Asienwissenschaften an der Universität Bonn unterrichtet. Zur Zeit forscht er u.a. zu Geistervorstellungen in Kalimantan.

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