Der Begriff Kolonialismus stammt vom lateinischen Verb colere, das so viel bedeutet wie „besiedeln, urbar machen“. Schon in diesem Ausdruck zeigt sich die koloniale Grundannahme, die besetzten Kolonien seien zuvor unbewohnt beziehungsweise ‚unzivilisiert‘ gewesen. Die Kolonialherr*innen unterstellten, dass die betroffenen Regionen und deren Bewohner*innen erst durch sie Kultur und geschichtliche Bedeutung erhalten hätten.
Die meisten der ehemals kolonisierten Staaten haben nach dem Zweiten Weltkrieg, spätestens aber in den 1960er-Jahren nationale Souveränität erlangt. Die Folgen der oft jahrhundertlangen Fremdherrschaft wirken sich bis heute aus: Insbesondere wirtschaftliche und militärische Abhängigkeiten von früheren Kolonialmächten prägen die Politik vieler Staaten im Globalen Süden weiterhin, auch in Südostasien. Die Gesetze ehemaliger Kolonien beruhen in vielen Fällen immer noch auf dem Regelwerk der früheren Besatzungsmacht, genauso das Gesundheits- und Bildungssystem.
In Europa und anderen westlichen Staaten waren – und sind – die kolonialen Macht- und Ausbeutungsverhältnisse früherer Jahrhunderte eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung des modernen Lebens, das von Kapitalismus und Globalisierung geprägt ist. Der Klimawandel als Folge der Ausbeutung der Natur gehört ebenso zu dieser Entwicklung wie Rassismus und soziale Ungleichheit.
Die Staaten des Globalen Südens fordern jedoch zunehmend Entscheidungen auf Augenhöhe Das zeigt sich etwa in neuen Staatenbündnissen und Machtverschiebungen auf globaler Ebene. Zudem erwarten sie eine Wiedergutmachung für Menschenrechtsverbrechen und gesellschaftliche Traumata, die die früheren Besatzer*innen zum großen Teil bis heute nicht anerkannt haben.
Um das bis heute anhaltende Ungleichgewicht zwischen ehemaligen Kolonialmächten und den von ihn unterdrückten Regionen zu überwinden, muss in westlich geprägten Ländern das Verständnis dafür wachsen, wie sich der europäische Kolonialismus bis heute auf die betroffenen Länder und ihre Einwohner auswirkt.
Folgende Fragen wollen wir in der Ausgabe 3/2024 der südostasien aufgreifen:
Wir freuen uns über Textvorschläge in verschiedenen Formaten: Portraits von Akteur*innen, Kommentare, Reportagen, Hintergrundberichte, Analysen, Interviews, Foto-Essays sowie Rezensionen von Filmen, Musik oder Büchern. Gesucht sind sowohl Beiträge, die sich beispielhaft mit einzelnen oben genannten Aspekten auseinandersetzen als auch Überblicksartikel zu strukturellen Fragen und Zusammenhängen. Besonders willkommen sind innovative Ansätze und überraschende Perspektiven.
südostasien versammelt Stimmen aus und über Südostasien zu aktuellen Entwicklungen in Politik, Ökonomie, Ökologie, Gesellschaft und Kultur. Zu vier Schwerpunkthemen im Jahr erscheinen Beiträge über die Region und die Länder Südostasiens sowie deren globale/internationale Beziehungen.
südostasien versteht sich als pluralistisches Forum eines herrschaftskritischen und solidarischen Dialogs, als Raum für Diskussionen zwischen Akteur*innen in Südostasien und Deutschland mit Nähe und Kenntnissen zu sozialen Bewegungen. südostasien beschäftigt sich mit Möglichkeiten transnationaler Solidaritätsarbeit angesichts ungleicher Machtverhältnisse zwischen dem globalen Norden und Süden. südostasien möchte Denkanstöße für das Handeln in Europa bzw. in Deutschland liefern.
Deadline für Artikel (max. 10.000 Zeichen inklusive Leerzeichen) ist der 20. September 2024, in Einzelfällen und nach vorheriger Absprache mit der Redaktion kann eine etwas spätere Deadline vereinbart werden. Bitte schickt uns vorab ein kurzes Proposal (max. 1.000 Zeichen). Wir freuen uns auf eure Ideen!
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