Südostasien hat eine lange Kolonialgeschichte, die 1511 mit der portugiesischen Invasion in Malakka ihren Anfang nahm und mit Bruneis Unabhängigkeitserklärung gegenüber dem zerfallenden British Empire 1984 formell endete. Fast alle Länder in der Region waren kolonialer Herrschaft unterworfen, mit der bemerkenswerten Ausnahme von Thailand. Doch auch Thailand (das zur Zeit des europäischen Imperialismus noch Siam genannt wurde) wurde in die rivalisierenden Einflusssphären des britischen und französischen Weltreichs hineingezogen, auch wenn es eine Besatzung durch europäische Mächte vermeiden konnte. In der postkolonialen Zeit bestehen Konflikte über nationale Ausdehnung und Souveränität weiter fort.
Diese Entwicklungen unterstreichen gemeinsame historische Erfahrungen mit fremder Einflussnahme und Kolonialismus, die Südostasiens heutige Nationalstaaten teilen. Kolonialismus definieren wir in diesem Kontext als eine westliche Praxis der politischen Beherrschung und Unterwerfung, die Südostasien vom frühen 16. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhundert geprägt hat. Gleichzeitig bestehen die Überbleibsel und Hinterlassenschaften des Kolonialismus weiter fort und manifestieren sich in der Kontinuität von kolonialen Machtstrukturen und Wissensbeständen. Vor diesem Hintergrund treten postkoloniale Theorien und politische Kämpfe hervor. Teil dieser Auseinandersetzungen ist es, Erinnerungen an die Vergangenheit zu verarbeiten, was wiederum die Konstruktion von politischen Vorstellungen und Projekten in der Gegenwart prägt – von kollektiven Identitäten bis hin zu Regierungsapparaten.
Für die nächste Ausgabe der südostasien (3/2021) möchten wir Beiträge zusammen stellen, die diese Zusammenhänge in den Blick nehmen. Besonderen Fokus möchten wir dabei auf die Frage legen, wie Kolonialismus in der Region erinnert wird. Vor dem Hintergrund unterschiedlicher geschichtlicher Entwicklungen in den verschiedenen Ländern, möchten wir mit Bezug auf den Kolonialismus die Frage aufwerfen, ob es so etwas wie eine gemeinsame Erinnerungskultur in Südostasien gibt: Wie wird die koloniale Vergangenheit erinnert, rezipiert und interpretiert? Wie wird die postkoloniale Gegenwart im Licht dieser Vergangenheit erlebt und gestaltet? Und wie wird die postkoloniale Zukunft neu imaginiert? Vor diesem Hintergrund möchten wir auch mit einbeziehen, wie europäische Länder mit ihrer kolonialen Vergangenheit (in Südostasien) umgehen.
Mit den folgenden Fragen möchten wir uns in der südostasien 3/2021 unter anderem beschäftigen:
Wir möchten diese Fragen in verschiedenen Formen aufgreifen – in Kommentaren, Hintergrundberichten, Foto-Essays, Porträts, Interviews und Rezensionen von Filmen, Büchern oder Musik zum Thema. Wir freuen uns auf eure Beiträge!
südostasien versammelt Stimmen aus und über Südostasien zu aktuellen Entwicklungen in Politik, Ökonomie, Ökologie, Gesellschaft und Kultur. Zu vier Schwerpunkthemen im Jahr erscheinen Beiträge über die Region und die Länder Südostasiens sowie deren globale/internationale Beziehungen.
südostasien versteht sich als pluralistisches Forum eines herrschaftskritischen und solidarischen Dialogs, als Raum für Diskussionen zwischen Akteur*innen in Südostasien und Deutschland mit Nähe und Kenntnissen zu sozialen Bewegungen. südostasien beschäftigt sich mit Möglichkeiten transnationaler Solidaritätsarbeit angesichts ungleicher Machtverhältnisse zwischen dem globalen Norden und Süden. südostasien möchte Denkanstöße für das Handeln in Europa bzw. in Deutschland liefern.
Medien
Bitte schick uns zum Artikel passende, qualitativ gute Fotos (min. 1000 px Breite, etwa 300 dpi).
Copyright & Copyleft
Copyrightfragen sollten vorab geklärt und die Bilder beschriftet werden (Fotograf und Bildtitel).
Sofern nicht anders vermerkt werden alle Inhalte unter einer Creative Commons Lizenz-Namensnennung (CC-BY-SA 4.0) veröffentlicht.
Download
Call for paper – 3/2021 (deutsch)
Call for paper – 3/2021 (english)
Deadline
Deadline für Artikel (max. 10.000 Zeichen) ist der 15. Juni 2021 (in Einzelfällen und nach Absprache mit der Redaktion ist ggf. auch eine spätere Deadline möglich). Bitte vorab ein kurzes Abstract (max. 1000 Zeichen) an die Redaktion einreichen.
Kontakt zur Redaktion:
Joshua Makalintal:
Hendra Pasuhuk:
Janis Wicke:
Sophia Hornbacher-Schönleber:
Anna Grimminger:
Katja Hanke (Rezensionen):